Viele junge Menschen wollen nach der Schule ins Ausland. Allerdings nicht nur als Tourist, sonder auch, um Menschen zu helfen. Ein halbes Jahr oder sogar ein ganzes Jahr ist ihnen aber zu lang. Für sie kommt deshalb kein FSJ im Ausland in Frage.

Sie schauen nach einem flexiblen Freiwilligendienst, für den auch das Wort Voluntourismus verwendt wird.

Was ist eigentlich Voluntourismus?

Der Begriff Voluntourismus ist relativ weit. Er setzt sich zusammen aus volunteer und Tourismus, kombiniert also freiwillige Hilfe und Tourismus. Gemeint sind Exkursionen ab einer Zeitdauer von einer Woche Aufenthalt bis hin zu mehreren Monaten, in denen Hilfe vor Ort geleistet wird. Oft wird auch der Begriff flexibler Freiwilligendienst gebraucht.

Vor und Nachteile

Das Interesse, das bei den Teilnehmern eines Voluntourismus-Programms vorhanden ist, ist gut. Die Teilnehmer wollen Menschen im Ausland auf Augenhöhe begegnen, in Austausch zu treten, über den touristischen Tellerrand schauen. Allerdings hilft dies oft nicht wirklich und entspricht auch nicht den Interessen der örtlichen Bevölkerung.

Gut ist, dass sich die Freiwilligend die Lebenssituation der Bevölkerung anschauen möchten und auch wirklich helfen wollen. Viele wollen allerdings auch nur einen Auslandsaufenthalt im Lebenslauf vorweisen.

Welchen Nutzen bringt Voluntourismus für die lokale Bevölkerung?

Die Antwort lautet: es kommt darauf an. Wenn der Reisende mit lokalen Organisationen zusammenarbeitet und entsprechend seiner Qualifikationen eingesetzt wird, dann ja. Wenn mit den lokalen Organisationen zusammengearbeitet wird und gemeinsam etwas entwickelt wird, wenn es einen Plan für die Arbeit gibt, dann kann es der Bevölkerung zugutekommen.  Soziale Arbeit und Entwicklungsarbeit gründen sich auf Vertrauen und auf Zeit und auf einer kontinuierlichen Vorplanung und Begleitung der Aktivitäten. Bei kommerziell angebotenen Reisen sind diese Faktoren aber leider oftmals nicht gegeben, vor allem, wenn es sich um sehr kurze Reisen handelt.

Entwicklungspolitisches Engagement ist immer ein dauerhaftes Engagement und kann in einem kurzen Zeitraum nicht erreicht werden.

Den Teilnehmern von Volunteer-Reisen wird oft ein Bild von hilfsbedürftigen Menschen vermittelt, die dankbar sein müssen für das, was ein Reisender ihnen gibt. Den Menschen wird dadurch ein Teil ihrer Würde genommen, sie werden zu Hilfsempfängern herabgestuft. Es findet kein Kontakt auf Augenhöhe statt.

Welche Voraussetzungen sollte eine Freiwilligenarbeit erfüllen?

Ganz wichtig ist eine gute Vorbereitung der Freiwilligen. Sie sollten gut ausgewählt werden und gut begleitet werden. Aber auch die Organisationen vor Ort benötigen diese Begleitung bzw. Zusammenarbeit. Und auch eine Nachbereitung wäre sehr wünschenswert. Die Freiwilligen sollten mit den Organisationen in Kontakt bleiben. Bei einem kurzfristigen Aufenthalt kann das allerdings nicht erreicht werden. Vier Wochen sind für nachhaltige Arbeite definitiv zu kurz.

Wer dennoch als Voluntourist reisen möchte: worauf sollte er achten?

Es wäre wichtig darauf zu achten, dass die Bedingungen des Veranstalters fair sind. Es sollte ein Veranstalter ausgewählt werden, der auf Nachhaltigkeit achtet, der evt. ein Zertifikat vorweisen kann. Zahlt der Veranstalter faire Löhne, sollte man sich fragen.  Was zahlt er dem Hotel, in dem ich wohne? Was bekommt die Gastfamilie, wenn ich in einer solchen untergebracht werde? Was erhält die lokale Organisation, für die ich arbeite?

Was noch? Wenn ich in ein „armes“ Land reise, sollte ich möglichst viele Menschen an meinem Tourismus teilhaben lassen, also möglichst unterschiedliche Dinge unternehmen. Man sollte möglichst vielen Menschen die Möglichkeit geben, vom Tourismus leben zu können.